Verweigerung der Anstellung einer „Ausgetretenen“ durch die Caritas

Meine Karriere im sozialen Bereich hatte aufgehört, bevor sie begonnen hat.

Erfahrung einer pädagogischen Fachkraft, die mit 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten ist

Erfahrung einer pädagogischen Fachkraft, die mit 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten ist

Frau B. war in den letzten Jahren als Tagesmutter selbständig, suchte dann aber eine feste Anstellung. Die Leiterin der Offenen Ganztagsschule (OGS) der Caritas, auf die ihre Kinder gehen, schlug vor, sie solle sich doch bei der Schule bewerben, da immer Leute für die OGS gesucht würden. Frau B. bewarb sich dann im Oktober 2012. Weil es normalerweise nicht üblich ist, in einer Bewerbung die Zugehörigkeit zu einer Konfession anzugeben und sie daher gar nicht auf die Idee kam, schrieb sie in ihrer Bewerbung nichts von ihrer Konfessionslosigkeit. Kurz darauf wurde sie von einer Dame der Caritas angerufen, die ihr eine Stelle als freie Mitarbeiterin anbot. Frau B. lehnte ab und wurde an die Betreuerin der Festangestellten weiter vermittelt. Ein Vorstellungsgespräch im März lief sehr gut, man war von den Qualitäten von Frau B. überzeugt und wollte sie gerne einstellen. Erst gegen Ende des Gesprächs kam dann die Frage nach der Konfession, die Frau B. ehrlich beantwortete. Die Damen berieten sich kurz und kamen überein, dass katholisch, evangelisch und konfessionslos in Ordnung sei, „nur keine komische Sekte“. Man würde sich nach den Osterferien melden, um mitzuteilen, wann und wo Frau B. anfangen könne zu arbeiten. Bereits eine Woche später rief ein weiterer Herr vom Caritasverband an, ob Frau B. Interesse an einer Stelle in der weiterführenden Schule hätte, sie könne dort vormittags Schüler betreuen. Frau B. freute sich sehr über dieses Angebot, doch dann kam die Frage: „Warum sind sie denn konfessionslos? Sind sie nicht getauft oder sind sie ausgetreten?“ Als Frau B. wahrheitsgemäß antwortet, dass sie mit 18 aus der Kirche ausgetreten sei, war das Gespräch sofort beendet. „Meine Karriere im sozialen Bereich hatte aufgehört, bevor sie begonnen hat.“ Jemand, der aus der Kirche ausgetreten ist, war scheinbar noch schlimmer als jemand, der ungetauft ist.

Der mit Frau B. bekannten Leiterin der OGS tat das unendlich leid. Sie wusste nicht, dass die Caritas so handelt, und dass Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit, bzw. Nichtzugehörigkeit diskriminiert werden. Ein paar Tage später sprach sie Frau B. wieder an, sie habe das Einverständnis ihrer Chefin, sie als freie Mitarbeiterin einzustellen, um die Kinder in einer Back-AG zu betreuen. Auch der Chefin der OGS war nicht klar, dass auch diese Idee mit einer Frau, die aus der Kirche ausgetreten ist, bei der Caritas nicht umzusetzen ist. Und so war es ihr besonders peinlich, als das Angebot an Frau B. wieder zurückgezogen werden musste, sobald der Verwaltungsebene bekannt wurde, dass es sich um eben jene Ausgetretene handelt. „Die Chefin wollte ja nur helfen, und für die Kinder, die echt gerne backen, eine tolle AG anbieten. Aber es hilft nix, die Firma Caritas verzichtet lieber auf gute Leute und diskriminiert weiterhin Andersgläubige und Atheisten.“

Oktober 1, 2012

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